Du wolltest schon immer ein Buch schreiben. Das habe ich schon so oft gehört: -Ich wollte ja immer mal ein Buch schreiben- . Wo ist das Problem? Nehme ein Blatt und fange an zu schreiben. Aber ist es wirklich so einfach? Womöglich nicht. Denn, ist es gut, was ich da schreibe? Gut genug?
Dieses kleine Pamphletchen soll dir einen Einstieg geben und dir Mut machen. Oft helfen einem Ratgeber oder auch Kurse zu erkennen wo man steht. Am Anfang vielleicht. Oder man hat schon selber weiter gefunden und ist zu eigenen Erkenntnissen gekommen.
Was heißt eigentlich Schreiben?

Schreiben heißt, seine Gedanken zu Papier zu bringen.

Das ist unabhängig davon, um welche Art von Text es sich handelt. Sience-Fiction, Gedichte oder Problem-Schreibe.

Lesen heißt, den Gedanken des Schriftstellers zu folgen.

Wenn man das zusammenfasst:

Du schreibst die Gedanken deiner Leser.

Dein Ziel sollte es sein, so zu schreiben, dass deine Leserschaft gedanklich bei deinem Text bleibt. Du solltest einen Stil entwickeln, dass dieses gelingt. Achtung Entwarnung: Das bringt die Übung.
Warum Schreiben?

Ein Freund von mir fragte mich vor vielen Jahren einmal, warum ich so viel Zeit und Geld in die Fotografie stecken würde. Es gäbe doch schon so viele Bilder. Man könnte doch alles kaufen und bräuchte das nicht selber machen. Das gab mir eine Zeitlang zu denken. Eine kurze Zeit, denn es wurde mir klar und das hatte er übersehen: Ich fotografierte einfach gerne. Ich schreibe einfach gerne. Man sieht sofort ein Ergebnis. Man kann den Text sofort lesen oder an jemanden weitergeben. Sich damit weiter beschäftigen. Den Text verfeinern. Es ist so erstaunlich, was in meinem kleinen Hirn an Geschichten verborgen ist. Und welche Bilder ich sehe, die niemand um mich herum sieht und die ich fotografiere. Also, was soll diese Frage allein schon?

S
chreibe! Mache! Bewege die Welt! Bringe Menschen zum Lachen! Oder zum Weinen! Auch das Geschwätz meines damaligen Freundes hat mich nicht abgehalten weiter zu machen. Auch du wirst wissen, warum du schreibst, oder schreiben möchtest. Vielleicht ist es dein Kummer, der in eine kleines Notizbuch gepresst gehört und dort besser aufgehoben ist, als in deinem Kopf. Du hast kleine Geschichten im Kopf? Schreibe! Du kannst Menschen zum Lachen bringen? Wie Wundervoll! Schreibe!

Schreibe alles erst einmal für dich. Lass deine Texte erwachsen werden. Lass sie reifen. Gib ihnen Zeit. Schreibe mehr! Schreibe viel mehr! Schreibe drauflos! Schreibe irgendetwas! Das gibt dir Sicherheit. Nach einiger Zeit kannst du aus deinen Texten wählen und auf einige zeigen, die prachtvoll geworden sind. Dann kannst du dir auch leisten, einige zu verwerfen. Viele Texte zu haben bedeutet auch, nicht mehr nur wenige beschützen zu müssen.
Wer hindert dich am Schreiben?

Es gibt viele Gründe nicht zu schreiben. Der größte Grund, nicht zu schreiben, bist du.

Sei dir bewusst, dass du in dieser Hinsicht selber dein größter Feind bist. Das ist jedenfalls bei mir so. Abends bin ich noch geflasht von meinem kleinen, neuen Text und morgens schaue ich noch einmal darüber und denke: Oh Gott, wer will so einen Quatsch lesen? In meinem Kopf redet dann mein Vater:

... Was soll denn so ein Mist? Ich dachte, du hättest in der Schule aufgepasst und was ordentliches gelernt! Du machst dich doch lächerlich! Alle werden über dich lachen! Hör doch auf mit solchen Hirngespinsten! Du willst Schriftsteller werden? Das ich nicht lache! Geh arbeiten, damit was aus dir wird!...“

Meine ehemalige Deutschlehrerin höre ich ebenso:

... Deine Geschichten sind wie dein letzter Deutschtest! Unterirdisch! Les´ nochmal die Texte von Schiller und Brecht, die wir letzte Woche durchgenommen haben und dann vergleiche das mal mit deinem Geschreibsel. Dann wird dir was auffallen. Deine Texte sind Nichts! Nicht die Tonerpatrone wert, um das auszudrucken. Alle, alle Anderen sind viel besser als du! Wie kommst genau du auf die Idee zu schreiben? Ich sage nur Rechtschreibung! Zudem bist du ja auch noch gelegentlich Legastheniker, wie du sagtest. Also, das geht ja gar nicht. So jemand kann ja keine Texte schreiben! Dann wundern mich deine Noten ja auch nicht! ... „

Erstaunlich, wie flüssig ich solch demütigenden Kram schreiben kann, oder?

Es sind meine eigenen, negativen Gedanken, an denen ich mich immer wieder selber reiben muss. Es sind meine inneren Stimmen, die mich hindern, die mich ständig begleiten und denen ich sagen muss: Haltet jetzt endlich mal die Klappe! Es reicht! Ich habe lange genug auf euch gehört und ihr habt mich in meiner Entwicklung behindert. Ich zeige euch hiermit meine Faust! Ich erkenne endlich meinen Weg. Ich weiß, dass ich kein Rechtschreiblexikon bin! Ich schreibe krumm und schief! Und ich bin auch kein Lektor! Ich habe nicht Germanistik studiert! Wisst ihr was? Es ist egal! Ich schreib trotzdem! Ich schreibe meinen Kram! Ich schreibe meinen nachdenklichen Geschichtchen! Punkt!

Meine Deutschlehrerin ist schon lange tot. Sie war sehr erstaunt, als ich ihr beim 10-jährigen Klassenjubiläum gesagt habe, dass eine Kurzgeschichte von mir in einer Anthologie erschienen war. Wo ich doch so Sch... schlecht in Deutsch war und alles nur so mit Ach und Krach geschafft habe. Aber ich hatte mich im Studium auf eine Aufforderung einer Studentenzeitschrift gemeldet und mich getraut was zu schreiben. Und die haben das gedruckt. Und zum ersten Mal stand etwas von mir in einem Buch.

Übrigens hat Goethe furchtbar gesächselt. Hätte ich im Nachhinein meiner Deutschlehrerin auch gerne mal gesagt. Keine Ahnung, wer das Korrektur gelesen hat. Anscheinend ist niemand perfekt.

Mein Vater hat früher komisch auf meine Sachen reagiert und konnte sie nicht verstehen. Ich verstehe es heute, dass er so reagieren musste. Er hatte wohl auch Angst um mich. Er war früher sehr rational, weil er in einer Zeit aufgewachsen ist, in der Aufbau wichtig war und nicht so sehr die eigene, persönliche Entwicklung. Heute findet er alles toll von mir und liest es meiner Mutter vor, wenn ich mal etwas neues geschrieben habe. Er hat dann bis zu seinem Tod selber geschrieben.
Was soll ich Schreiben?

Ja Gott. Woher soll ich das denn wissen?

Ich selber habe lange über meine Gedanken und Gefühle geschrieben, denn die meisten Gefühle können Leser/innen nachvollziehen. Herzschmerz, Verlassen werden, Einsamkeit, die Freude über ein kleines Geschenk, eine Aufmerksamkeit, eine plötzliche Begebenheit, Liebe, Sex (wenn du dich traust), wen du in der Straßenbahn getroffen hast, Wolken am Himmel die dich an etwas erinnern, das Wochenende bei deinen Eltern, meine alten Eltern, deine doofen Freunde, all deine doofen Ex-Freunde/innen. Sag nicht, dass dir jetzt nichts einfiele. Aber vielleicht hast du ein Hobby, in dem du seit deiner Erstkommunion so ein riesiges Fachwissen vereinigt hast, dass du einen Almanach herausgeben willst, der die Fachwelt flasht. Du sammelst Wollhandkrabben und willst vermitteln, wie man sie einfriert? Oder du warst in Lappland und willst die Gepflogenheiten der Samen vermitteln? Übrigens ein für mich sehr spannendes Thema. Sag nicht, dass dir jetzt immer noch nichts einfällt. Dann schreib eben davon, dass dir nichts einfällt. Wahrscheinlich wirst du wissen, welches Thema du bearbeiten möchtest.

Ich wusste oft nicht, was ich schreiben wollte und habe einfach fiktive Geschichten erfunden (Siehe Übung 1).
Papier liegt bereit!

Benutze keine leeren A4 Kopier-Blätter. Sie sind und bleiben leer. Sie sind mir selber zu groß und unhandlich. Kaufe dir ein kleines, halb so großes, buntes A5 Büchlein mit Ringbindung. Das kann sogar plan auf dem Tisch liegen und lässt sich auf beiden Seiten gleich gut beschreiben. Man kann es immer auf jeder Seite zusammenklappen und sogar im Stehen in der Bahn schreiben, wenn es sein muss. Ein Kugelschreiber passt immer in die Ringbindung. Da gibt es gelegentlich wundervolle Motive auf dem Umschlag. Ich hatte mal eines mit einem röhrenden Hirsch und später eines mit einer Mickey Maus. Das habe ich in Rumänien in einem Supermarkt gekauft und viele tolle Reiseerinnerungen daran. Noch bevor ich es aufschlage. Ich liebe mein jeweiliges Lieblingsbüchlein und beschreibe es immer von beiden Seiten, wie es mir gerade in die Finger kommt. Ich schaue also nicht, wo vorne ist. Ich schlage es einfach auf, suche eine freie Stelle und schreibe los. Toll, wenn die nächste Seite auch noch frei ist. Ansonsten eine Marke #1 dran und irgendwo weiter schreiben. Oder ich suche den Text vom letzten mal und dann geht es weiter. Ich schreibe in die Büchlein, bis sich die Texte in der Mitte auf dem Kopf treffen. Dann sind sie voll und es muss was Neues her. Es ist dann voll mit Gekrickel und teils durchgestrichenen Texten, schon fünf mal Korrigiertem und oft kann ich das selber nicht mehr entziffern. Ich denke, ich habe schon so an die fünfzehn Büchlein voll. Ich werfe keines weg. Ich reiße auch nie Seiten heraus. Auch wenn ich die Rohtexte auf den Rechner übertragen habe. Wer kann das Baby entsorgen? Es kommt zu den anderen Büchlein ins Regal.
Da kommt nix!

Nichts ist so beschwerlich, wie ein weißes Blatt Papier. Wenn dir nichts einfällt. Allerdings hast du einen Vorteil. Du musst nicht schreiben. Du bist ja kein Journalist und musst nicht für deinen Lebensunterhalt Texte liefern. Also setz dich nicht so sehr unter Druck. Aber auch nicht zu wenig. Man muss auch wollen! Lass dir aber Zeit und geh deinen Gedanken nach. Schreibe auch kleinste Gedanken auf, die dir wert erscheinen. Unwichtig, ob darauf etwas entsteht. Durchstreichen kannst du das ja später noch. Aber erst einmal ist der Funke da. Und aufgeschrieben.

Schreibe dir Stichworte auf, von etwas, dass dir in den Sinn kommt. Stichworte sind immer gut.

Lege das Büchlein auf deinen Nachttisch. Egal, ob du abends nur deine To-Do Liste für morgen rein kritzelst. Oder deine Zeitabrechnungen. Oder den Plot für einen Roman.

Ich habe einmal eine lustige Geschichte von einem Filmemacher gelesen, der sich immer geärgert hatte, weil ihm im Traum immer die tollsten Geschichten eingefallen sind. Er sich jedoch morgens nicht mehr dran erinnern konnte. So legte er sich ein Büchlein auf den Nachttisch und einen Stift. Er wachte auf, erinnerte sich, dass er in der Nacht etwas geschrieben hatte und schaute aufgeregt auf die beschriebene Seite, in der Hoffnung auf eine Story, die die Welt aus den Angeln heben würde. Die Story, die ihn weltberühmt machen würde. Und auf dem Blatt stand nur: -Boy meets Girl-. Er hatte von einer Liebesgeschichte geträumt. Wow! Sind nicht alle Geschichten irgendwie Liebesgeschichten?

Habe dein Büchlein immer dabei. Ein notierter plötzlicher Gedanke! Er steht in deinem Büchlein und wartet auf späteres. Wenn dir mal nichts einfällt: blättere einfach in deinem Büchlein und kritzle was dazu. Sei sicher, es werden viele Kritzeleien und Ideen folgen. Es wird ein Quell deiner eigenen Inspiration. Eine Essenz deiner selbst. Ja, es wird auch Mist drin stehen. Gestehe dir diese Fehler zu. Schreibe Mist über Mist! Aber auf einmal wird aus einem kleinen Gedanken etwas größeres.
Mist!

Apropos Mist. Ja, du wirst auch Mist schreiben. Viel Mist! Belanglosen Kram. Tränendrüsentexte. Schwülstiges. Unverständliches. Häh?-Texte. Einfach, weil du nur schreiben wolltest, aber keine wirkliche Idee hattest. Oder eine tolle Idee hattest, es aber nicht richtig umgesetzt hast. Nicht den Dreh in den Text fandest und nicht aus dem Text fandest. Lass Texte liegen.

Aber es gibt auch Texte, die eine kurze Lebenszeit haben. Macht ja nichts. Strich durch. Neue Seite! Aber trotzdem nicht wegwerfen! Irgendwann wirst du beim Blättern erkennen, warum der Text nicht funktionierte.
Die Idee

Oho!, da ist eine Idee! Hurra! Jetzt heißt´s volle Konzentration. Die Glut darf nicht ausgehen. Leicht pusten, bis ein kleines Flämmchen zu sehen ist. Dann nachlegen. :O) Scherz!
Bei einem Comedy-Lehrgang in Köln habe ich einen für mich umsetzbaren Ansatz für das Schreiben von Geschichten erlernt. Die Amerikaner nennen das: - Funny Pictures - , denn du bist als Autor kein Wort-Aufschreiber, kein Buchstabenmaler. Ein Comedian ist auch kein Witzeerzähler. Es geht darum Bilder im Kopf des Publikums zu erzeugen. Man ist eher ein Bilder-Schreiber.

Der Comedian, der mir in dieser Einsicht am Meisten gebracht hat, ist Eddie Izzard. Manchmal schwer zu verstehen. Er macht so wenig, aber es sind so oft zwei Personen auf der Bühne. Nur weil er sich gelegentlich nach rechts oder links dreht. Er erzeugt Bilder. Er erzeugt damit zwei Personen.

Ich hatte einmal eine wirklich kleine Lesung. Nach der Lesung, und als ich zusammenräumte, kam jemand etwas betrunken vom Klo auf mich zu. Zur Erklärung: ich bin nicht für mein Publikum verantwortlich und auch nicht für das Rahmenprogramm. :O) Er kam betrunken auf mich zu und rezitierte Teile aus einer meiner Geschichten. Das er das in seinem Zustand noch hinbekam, hat mich zudem verwundert. Aber es ist etwas anderes, das wir uns vor Augen führen sollten. Bilder kann man behalten. Bilder speichert man ab. Texte nicht. Bilder prägen sich als Ganzes im Kopf ein und werden abgespeichert, werden irgendwie ein Teil desselben. Bei Texten, die einem vorgetragen wurden, weiß man nur, ob sie gut oder schlecht waren. Man müsste sie noch einmal nachlesen oder auswendig lernen, was unnötig ist. Ich habe ihm glaube ich, ein Buch geschenkt, was ihn glücklich machte. Ich wollte ihn aber nur loswerden. :O)

Das Erzeugen von lebendigen Bildern in deinen Texten sollte ein Ziel werden, um lebendige Texte zu schreiben. Ich möchte hier ein paar Hilfestellungen geben.

Beschreibe deine Bilder!

Du hast eine Idee, worüber du schreiben willst. Dann stelle dir das Bild dazu vor, dass du dabei hast, oder hattest. Sehe die Personen, das Licht, die Musik. Bringe dich selber gedanklich immer wieder in diese Situation auch bei fiktiven Texten. Bringe dich in diese Situation als Beobachter. Als Außenbetrachter. Wenn dir das gelingt, brauchst du nur noch deine Beobachtungen aufschreiben. Wie ist das gemeint? Ich habe eine Kurzgeschichte geschrieben, in der ich als Kind in meinem Kettcar herumfuhr, immer an den Fußleisten der Häuser entlang. In meiner eigenen Vorstellung habe ich nicht im Kettcar gesessen, sondern verfolge mich selber in einem Blick von oben auf die Straße. So sehe ich den fallenden Blumentopf, den Postboten, der um die Ecke kommt. usw. Ich kann dann meine Akteure laufen lassen und brauche nur noch abzuschreiben.

Hier eine paar Bilder für eine fiktive Situation und was man sich denken könnte:

- Flüchtling. Ein lange Karawane von Menschen, die durch die Kälte laufen.
- Einsamer Mensch. Kommt nach Hause in seine leere Wohnung.
- Liebe. Jemand wartet unter der Laterne mit einem großen Blumenstrauß.
- Lebenslust. Ein Hund der in Zeitlupe über eine Blumenwiese springt.
- Dich Selber. Sehe dich von außen in dieser Situation agieren.

Zum zweiten Beispiel – Einsamer Mensch kommt nach Hause- fällt mir sofort ein Einstieg ein, wie ich das Bild, mein Bild beschreiben würde. Ich sehe jemanden in einem schwach beleuchteten, dunklen Flur stehen. Hinter ihm die Eingangstüre, die schon geschlossen ist. Links die Garderobe. Hinter mir die Türe zur Küche:

... Wie das alles nur weitergehen soll, dachte er noch angezogen im dunklen Flur, während die Haustüre hinter ihm ins Schloss fiel. Es wäre viel besser, wenn seine Schwester nicht nach Amerika gezogen wäre. Dann hätte er wenigstens jemanden in seiner Nähe. Auch wenn sie nicht immer bei ihm sein konnte, so würde er doch wenigstens ihre Nähe spüren. Ein Ozean ist einfach zu groß, um darüber noch etwas zu spüren, dachte er und zog seine Schuhe ungelenk aus ohne sie zu öffnen. Er warf sie mit den Fußspitzen in die Ecke und machte eine spärliche Lampe an. Seine Jacke warf er an die Garderobe, wo sie verkehrt herum wie eine Fledermaus hängen blieb. Mit schlurfenden Füßen ging er in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Mist, dachte er. Er wollte ja eigentlich noch einkaufen. Ein paar Eier waren noch da.

Später konnte man ihn von der Straße durch das Fenster in der Küche sehen, wie er gedankenverloren am Herd stand und in eine Pfanne starrte. ...“

Das ist alles nur ein kurzes Beispiel, ohne Sinn und nur erzählt, aber es hat ein Gefühl von Einsamkeit transportiert. Beim Schreiben springe ich immer hin und her, und schreibe immer erst das, was mir zufällt ... wenn er in die Küche kommt ..., weil mir das zuerst einfällt, aber er muss ja auch in seine Wohnung kommen, das schreibe ich dann später davor, dann fällt mir ein, dass er noch die Schuhe anhat. Ich beschreibe immer nur das Bild, das ich gerade sehe.

Gelegentlich entstehen tolle WIE - Sätze, die mir sehr wichtig sind: (sparsam verwenden!) Man kann mit ihnen so schön übertreiben und neue Assoziationen erschaffen.Nackt auf dem Balkon in der Dunkelheit stehend, sah er nun selber aus, wie der dicke Mond, der blass am Himmel stand.

- Wie ein Huhn lief sie über die Wiese. Immer darauf bedacht, ihr Kleid so hoch zu heben, dass es nicht schmutzig wird.

- Kleinkariert war er, so klein, wie das Muster der Tischdecke.

- „Mademoiselle sind heute wieder so frisch und wunderschön, wie ein frisch gepflückter Strauß Rosen“, sagte der Graf, nahm ihr Hand und deutete einen Kuss vor.

Bei diesen kleinen Sätzen sehe ich sofort ein Bild vor mir. Übrigens: du darfst ruhig übertreiben. Es ist ja dein Text! Du darfst in deinen Texten machen, was du willst! Der Prinz darf ruhig explodieren und die Prinzessin mausgross schrumpfen. Spannend dann, wie du beide wieder auftauchen lässt. Mach mit deinem Text was du! willst. Auch wenn du über dich schreibst, dürfen da Gefühle einfließen, die an einem anderen Tag passiert sind, wenn sie der Geschichte etwas bringen. Fiktion ist ein Kernbestandteil von Fantasie. In meinen Geschichten gibt es einen kleinen selbst erlebten Kern, der mit fremden Ideen oder Erdachtem ausgeschmückt wird.

Finde zu deiner Idee deine Bilder. Beschreibe deine Bilder. Schildere Sie. Ich habe mal einen kleinen Text geschrieben. Mehr oder weniger über einen Kreisverkehr, der ein Sinnbild meiner damaligen Orientierungslosigkeit war. Ich saß in einem Kaffee in Rumänien an meinem freien Wochenende und schaute die ganze Zeit auf den Kreisverkehr. Und dann stand da auf dem Papier auf einmal: ... Ein gelbes Taxi, ein blaues Taxi. ... Was bleibt, wenn Liebe geht? ...

Dann habe ich immer weiter geschrieben. Das Finish viel später zuhause. Es wurde ein sehr kurzer, ehrlicher Text, den ich immer noch liebe. Und wenn ich ihn lese, sehe ich mich immer dort im Kaffee gedankenverloren auf den Kreisverkehr schauen. Es ist einfach das Bild, dass mich immer wieder erfasst und ich wie in einem Gleichnis diesen Kreisverkehr sehe.
Humor

Ich persönlich mag sehr gerne humorige Geschichten. Besonders, wenn Humor tragisch wird, wie zum Beispiel im wunderbare Film – Marie und Max - . Eigentlich eine unendlich traurige Geschichte.

Humor, der kurz in Trauriges eintaucht und dann wieder herausfindet, erzeugt ein extremes Gefühl der Rührung. Man kann das nicht unendlich oft machen, aber es hat einen unschlagbares Überraschungsmoment.

Aber wie entsteht eigentlich Humor? Humor entsteht, wenn sich die Realität dreht.

Ich kann nur kurze Witze behalten. Hier mein Lieblingswitz als Beispiel. Kommt ein Mann mit einem Papagei auf dem Kopf in eine Bäckerei. Fragt die Verkäuferin: „Seit wann haben sie den denn?“ Sagt der Papagei: „Ist mir gestern zugelaufen!“

Die Realität hat sich gedreht und Humor entsteht. Wenn man jetzt noch einmal nachlegen könnte, und noch einmal drehen. Aber es wird immer schwieriger.
In the Mood

Wie sich in die richtige Stimmung bringen?

Finde heraus, was für eine Stimmung du zum Schreiben brauchst.

Schreiben ist für mich auch ein Art Konzentrationsübung. Allerdings habe ich es leicht, denn ich kann komplett in meinen Bildern und in meiner Gedankenwelt verschwinden. Deshalb ist es vollkommen egal, wo ich bin. Es ist meist immer inspirierend. Am Liebsten:

- Im Flugzeug - Das abgehobene, die Freude auf zu Hause, oder die Fremde. Das Schweben über den Wolken.
- I
m Zug - Die Bewegung. Das die Welt an mir vorbei schwebt.
- Zu Hause - Extrem ruhige Musik aufgelegt. Ein Glas Wein dazu.
- Kaffee, Kneipe - Ich glaube, das inspiriert mich am meisten. Das Geklimper von Tassen. Die leichte Unterhaltung von Menschen neben mir, die gut gelaunt sind. Gemurmel. Leider ist diese Variante am teuersten. :O(

Aus meiner Sicht wäre es gut, wenn du es schaffst, überall schreiben zu können. Wieso kannst du in der Straßenbahn in der Kurve eine Zeitung lesen? Aber nicht schreiben. Das kann ja nicht sein, das in der einen Richtung die Konzentration ausreicht. Wenn du dich also nicht abhängig von äußeren Einflüssen machst. Also nicht nur schreiben kannst an Montagen, wenn der Vollmond im zweiten Haus steht. Oder im Urlaub. Schreiben ist Entspannung. Setze dich einfach testweise anderen Situation aus und schau, ob du etwas hinbekommst. Wenn das nichts wird: ok, es gibt gelegentlich auch Montags einen Vollmond. Du wirst dann eben Kurzgeschichten schreiben. :O)
Korrektur

Ich habe mal irgendwo gelesen, dass beim Textschreiben zwei Personen am Werke sind. Zuerst der Künstler, der den Text entwirft. All sein Gefühl hineinwirft. Blut und Tränen. Sein Innerstes entrümpelt und auf den Kopf stellt. Er braucht Ruhe, er braucht die Stimmung, er braucht auch die Idee und er muss den Fluss für den Text spüren. Es muss in ihm sprudeln. Da fließt gelegentlich Rotwein. Da läuft Musik. In dieser Phase, spielt die zweite Person, der Analyst, keine Rolle. Erst wenn genügend Tränen und Wein über das Papier geflossen sind, kommt er ins Spiel. Dann wird nur analysiert und der Künstler sollte dann mal mit dem Hund raus. Denn er wird dann nicht gebraucht. Dann wird Satzbau geprüft. Dann wird bemerkt, dass der Satz andersherum vielleicht besser funktioniert. Das hier die Zeit nicht stimmt. Der Text unlogisch ist. Das da etwas fehlt. Das es da so gut ist. Und man es dort noch etwas verstärken könnte. Gelegentlich schaut der Künstler noch einmal vorbei und schaut sich das noch einmal an. Die beiden dürfen auch diskutieren.

Für die Korrektur ist eine Dreierregel sinnvoll, die ich in einem anderen Zusammenhang gefunden habe. Lese deinen Text nach drei Stunden, drei Tagen, drei Wochen wieder. Lese ihn aufmerksam neu und überarbeite ihn dann jeweils. Wenn man einen Text gerade geschrieben hat, findet man keinen Abstand, um das Werk richtig zu betrachten. Mit diesem Abstand findet man einen objektiveren Ansatz und kann seinen Text neu und freier beurteilen. Man findet sofort die Schwachstellen und denkt sich, wieso ist mir das nicht früher aufgefallen? Korrekturen fallen leichter: Oh, klar, das klingt so besser … kritzel … nein, doch besser hier die Worte drehen … kritzel … hier fehlt etwas … kritzel … das versteht ja sonst keiner … kritzel … wie ist er eigentlich von der Küche nach oben ins Schlafzimmer gekommen? … kritzel.

Korrekturen dauern lange. Keiner deiner Texte ist nach dem Schreiben fertig. Gib deinem Text Zeit.

Mit den Korrekturen wird sich dein Text eindampfen und reduzieren, wie eine gute Sauce, die eigentlich nur noch wenig ist, aber nun nur noch aus Geschmack besteht. Beim Kochen gibt es immer diesen neumodischen Ausdruck: Geschmacksexplosion. Bei uns heißt dieser: Gedankenexplosion.

Du musst an deinen Text arbeiten, denn nur wenn der Text gelingt, nimmt er andere mit auf die Reise. Auf deine Reise.
Inhalt und Form

Aus meiner Sicht, sollte in jeder Kunst der Inhalt gleich schwer sein, wie die Form.

Was soll das heißen?

Wenn du einen wundervollen Text schreibst, bei dem aber nur eine sehr schwache Idee dahinter steckt, so wird das Ergebnis mittelmäßig.

Umgekehrt:

Wenn du eine extrem tolle Idee für einen Text hast, die Idee aber schlecht schilderst, die falsche Sprache wählst, deine Figuren blass bleiben, so wird das Ergebnis ebenso mittelmäßig.

Bei der Fotografie ist das genau so: Tolles Motiv, unscharfes Bild! Keiner schaut hin. Uninteressantes Motiv, toll abgelichtet! Mmmh!

Inhalt und Form müssen gleich schwer auf der Waage sein!

Es ist immer gut, schon mal eine gute Idee zu haben. Am Text kann man feilen. Aber an einer Idee meist nicht. Da muss eine neue her.
Kritik

Es ist ein schwieriger Moment, zu entscheiden, wann ein Text fertig ist. Meist merkt man das, wenn man beim eigenen Lesen nur noch marginale Änderungen machen würde. Eigentlich wird ein Text nie fertig. Die Korrekturen werden nur immer kleiner.
Irgendwann aber sollte man seinen Text fliegen lassen, damit er die weite Welt sieht. Man sollte ihm der Kritik und der Meinung anderer aussetzen. Selbstverständlich zuerst den Menschen, die einem nahestehen, obwohl man sich dort in der Regel keine Kritik abholt. Aber man bekommt schon ein Feedback, wie der Text ankommt, besonders bei Freunden, die du oft deinen Machwerken aussetzt. Die deine Text schon kennen. Im zweiten Anlauf solltest du deine Texte fremden Menschen zeigen, die nichts mir dir zu tun haben. Erst dann wirst du sehen und dir sicher sein, ob deine Idee auch stark genug war, sich durchzusetzen. Wenn du einen ehrlichen, authentischen Text schreibst, kannst du dir nahezu immer sicher sein, das er sein Publikum findet.

Ich mache Musik und meinem Naturell entsprechend dort auch eher sehr ruhige Musik. Und als ich diese einmal jemanden mit einem Kopfhörer aufs Ohr gegeben habe, sagte dieser nur: „Iss ja wohl ziemlich seicht!“ Ok, ich habe erst einmal geschluckt. Ich habe dann aber erfahren, dass dieser jemand ein Metall-Fan ist.

Also, man muss nicht jede Kritik bis an seine Seele, an sein Mark heranlassen. Eigentlich war diese Kritik ja noch nicht einmal negativ. Ja, ich mache ruhige Musik. Und ja, dieser Jemand mag harte Gitarrenmusik und nicht mein schnulziges Klavier.

Wenn du Lyrik auf einem Poetry Slam vorträgst, fliegst du in der ersten Runde raus, weil alle denken: was soll das denn jetzt?

Es gibt aber ein Publikum für genau deine Texte! Zehn Leute hören zu! Neun gehen danach wortlos raus. Freue dich über den einen, der in Tränen ausgebricht und dich nach deiner Performance umarmt und heiraten will. Zehn Prozent in einem Publikum, das dich nicht kennt, ist ein super Ergebnis! Du kannst, und du wirst es nicht allen recht machen.

Mach dir zudem nicht so viele Gedanken über Kritik! Kritik perlt an dir ab! Irgendwann weißt du selber, dass der Text nun genau so ist, wie du ihn haben wolltest. Dein Text ist fertig! Ignoriere dann Kritik. Schau zudem, wer dich kritisiert. Ist er einer Kritik an deinen Werken würdig?

Schreibe weiter!

Die meisten Menschen bewundern dich, das du dich überhaupt traust zu schreiben. Die meisten Mensch können nicht kreativ sein. Die meisten Mensch können sich keine Geschichten ausdenken. Die meisten Menschen würden nie freiwillig auf eine Bühne gehen.

Sei endlich stolz, das du dich das traust. Das du es wagst. Du wirst gewinnen.

Wenn du allerdings seit fünf Jahren und vier Büchern keinen Anklang findest, deine Bücher bleischwer herumliegen, dann solltest du dich fragen, ob du auf der richtigen Spur bist. Frage jemanden nach Rat. Anderes Genre? Andere Form.
Etwas längeres Schreiben

Im Moment schreibe ich an einem Kurzroman und bin aus allen Wolken gefallen, denn eine solch lange Geschichte zu schreiben ist etwas ganz anderes als Kurzgeschichten von ein paar Seiten. Kurzgeschichten sind sehr überschaubar. Man kommt meist schnell in die Handlung und genau so schnell wieder raus. Es fehlen langatmige Vorstellungen der Personen und der Situation. In einem Text, der sich über ein ganzes Buch erstreckt, müssen jedoch viele Handlungsstränge logisch ineinander verwoben werden. Einige davon sind noch nicht geschrieben. Einige sogar noch nicht erdacht. Verbindungselemente müssen dazwischen geschrieben werden.

Ein Plot muss her, aber was ist das?

Es ist nicht schwer zu verstehen, das ein langer Text ein Handlungsgerüst benötigt und nichts anderes ist hier gemeint. Eigentlich bedeutet ein Buch zu schreiben, einen Kurz-Plot immer weiter zu verfeinern. Denn man kann einen Buchplot auch auf einen Satz reduzieren.

Alter, mürrischer Mann findet wieder ins Leben zurück.

So, oder so ähnlich wäre der Kurz-Plot meines Kurzromans.

Die nächste Verfeinerungsstufe:

N
ach dem Tod seiner geliebten Frau Aurelie, findet Jean wieder ins Leben zurück. Er, ein alter Winzer, der wegen Schulden seinen Weinberg verkaufen musste und nun mit seinem Hof umringt ist von weißen Reihenhäusern. Sein Hof in der Mitte, wie eine grüne Insel.

Nach der vierten, fünften Verfeinerung wäre man schon bei Abschnitten oder Kapiteln angelangt und die Probleme beginnen. Der Briefträger kann nicht hintereinander die Mahnung und dann direkt das Einschreiben mit der Zwangsversteigerung abgeben. Die Mahnung muss weiter nach vorne. Aber wohin damit. Ist Momo, der Polizist schon genügend eingeführt, das man ihn versteht?

Ich habe versucht den Handlungsstrang auf ein großes Blatt zu skribbeln, was bei mir nicht funktioniert hat. Ich habe mal gesehen, das jemand das mit kleinen Zettel an die Wand gepinnt hat. Das wäre eigentlich am sinnvollsten, um den Überblick zu bewahren. Man muss gelegentlich mal eine kleine Handlung woandershin platzieren. Ich habe das dann mit der freien Version des Online-Programms Trello gemacht. Hier kann man Textbausteine hin und herschieben. Eigentlich gedacht, um größere Projekte in Gruppen zu organisieren. Die freie Version war für mich ausreichend. Zudem Online, also kann man nichts verlieren und auch zuhause vergessen, wenn man in den Kurzurlaub ins Ferienhaus fährt. (Ups, das Ladegerät für den Laptop vergessen :O)
Protagonisten erkunden

In einem Comedy-Lehrgang sagte die Leiterin, das sie alles wüsste von ihrer Kunstperson, die sie auf der Bühne spielt. Wann geboren, welche Schulbildung, mit welchen Typ Mann verheiratet, und Kinder, wie lange verheiratet und glücklich? Alles erstunken und erlogen und nur ihre Kunstfigur. Mir kam das erst sehr merkwürdig und übertrieben vor, aber besonders in dem entstehenden Kurzroman habe ich gemerkt, das die Personen besser und logischer agieren können, je mehr ich von ihnen weiß. Das sie erst dann wirklich agieren können, wenn ich mehr von ihnen weiß. Meine Hauptperson, ein alter, unwirscher Mann redet anders als der Steuerbeamte, mit dem er es leider zu oft zu tun hat. Beide bewegen sich anders und werden sich in ihrer Freizeit mit anderen Dingen beschäftigen. Sie sind beide anders gekleidet. Wenn ich herausgefunden habe, was das für eine Person ist, dann kann ich sie in meine Kopf-Bilder stellen und einfach laufen lassen. Sie agieren dann alleine und ich muss nur schnell mitschreiben. Also: Wenn man Personen erfindet, dann sollte man sie kennenlernen. Was trinken sie? Zuviel? Ehrgeizig? Lustig? Zurückhaltend? Gebildet? Wissenschaftler? …

Am Anfang hat mich das etwas überfordert, aber nun bin ich immer gespannt, was sie anstellen. Und wirklich alles braucht man auch nicht wissen. Ein Psychogramm wird benötigt.

Letztens gelesen: Ein Freund besucht einen anderen, der Schriftsteller war und traf ihn total verheult vor. Als er ihn fragte, was denn los sei, sagte dieser: "Mein Hauptprotagonist ist gerade gestorben!"
Ich mache ein Buch

Noch vor einigen Jahren wäre das, was ich nun schreibe, unmöglich gewesen, aber du kannst, wenn du willst, nur ein einziges Buch drucken lassen. Und das auch noch sehr günstig. Dieses ist möglich mit sogenannten BoD-Verlagen, einem Druckdienstleister. BoD heißt übersetzt -Books on Demand-, was eigentlich kein Verlag ist. BoD meint: Buch auf Anfrage. Wenn du das dort veröffentlichst, bist du selber der Verlag. Diese Druckdienste drucken wie gesagt auch nur ein einzelnes Buch. Ich nutze das häufig, um mein nächstes, noch halbfertige Werk wenigstens mal in den Händen zu halten. Dann nehme ich das selber ernster.

Nur kurz: Im Gegensatz dazu gibt es auch DKZ Verlage, was Druckkostenzuschuss bedeutet. Absolut hier die Finger weg lassen! Man muss bei diesen „Verlagen“ die Druckkosten für eine Auflage vorlegen und wird tüchtig über das Ohr gehauen mit einer viel zu hohen Auflage. Macht denen ja nichts, du hast das ja bezahlt und die haben ihr Geld. Wie du dann fünfhundert Bücher als Neuling loswirst, interessiert die nicht. Es gibt hier Listen diese Verlage im Netz. Diese werben oft, das sie Neuautoren besonders unterstützen. Was meint: Wir drucken alles! OK. das macht epubli auch. Das kostet aber nur fünf Euro je Buch. Ohne weiteren Knebelvertrag wie in den DKZ Verlagen, denn dort gibt man zudem die Nutzungsrechte ab. Diese Verlage kommen oft sehr professionell daher und ich bin sogar einmal fast selber darauf hereingefallen, weil ich einen fertigen Honorarvertrag im Briefkasten hatte und im Treppenhaus fast in Tränen ausgebrochen bin vor Freude. Bis ich dann gemerkt habe, worauf ich mich da hätte einlassen sollen. Ich hätte alles vorfinanzieren müssen. Ein absolutes Verlustgeschäft für mich. Selbstverständlich habe ich nicht unterschrieben. Diese Verlage machen nur mit dem Wunsch der Autoren Geschäfte, das man sein Buch in den Handel bringen will. Bitte Obacht: kein seriöser Verlag, der dein Manuskript annimmt, verlangt Vorkasse! Das geht auch anders und günstiger. Bei einem BoD Druckdienst bezahlt man nur die Bücher, die man bestellt hat. Ohne weiteren Vertrag. Ich war früher etwas klamm und habe das nur abgeschätzt. Im Dezember drei Lesungen. Vorweihnachtszeit. Das könnten dreißig Bücher werden. Und habe eben nur diese Anzahl bestellt.

I
ch möchte hier wirklich! keine Werbung machen, aber es ist der einzige Druckdienst, mit dem ich Erfahrung habe. Weil es bis jetzt immer super geklappt hat. Ich brauchte nicht wechseln. Ich lasse alles bei epubli.de drucken. Auch meine beiden Bücher habe ich dort veröffentlicht. Man legt das Online als Projekt an und kann dann entscheiden, ob man nur drucken lassen möchte, oder veröffentlichen. Für die erste Zeit, auch wegen meiner Unsicherheit und zum Verkauf bei Lesungen habe ich immer nur drucken lassen. Dann konnte ich immer heimlich noch Änderungen machen, wenn mir wieder Fehler aufgefallen waren. Es hat lange gedauert, bis ich mich getraut habe, auf -veröffentlichen- zu gehen. Die Bücher haben nun eine kostenlose ISBN Nummer und man kann sie im Buchhandel bestellen.

BoD – Bücher haben jedoch immer den Nimbus des selbstproduzierten Buches, was jedoch nur den Inhalt angeht, denn der Druckservice ist von andern Büchern im Handel nicht zu unterscheiden. Die meisten BoD Bücher (auch meines) sind in der Regel nicht lektoriert und perfekt gesetzt, was den gemeinen Buchhändler etwas die Nase rümpfen lässt. Oft hat man jedoch die Möglichkeit das in lokalen Buchhandlungen auf Kommission auslegen zu lassen, was für meine Geschichten mit Lokalkolorit ausreicht. In München kann das ja trotzdem jemand im Buchhandel bestellen. Nur ausgelegt wird es meist nicht. Ich kann damit leben in Anbetracht der großen Vorteile. Es ist komplett risikofrei. Ich bestelle die Anzahl, die ich brauche. In einer Woche habe ich das im Briefkasten. Für jede Buchform gibt es dort eine Vorlage, die man herunterladen kann für Word, OpenOffice oder Indesign. Einfach mal probieren: Inhalt reinkopieren, formatieren, als Projekt anlegen und drucken lassen. Ein Buch.

Verrückt für mich war die Vorstellung, das wenn jemand mein Buch im Buchhandel bestellt, das eben auch nur ein einzelnes Buch gedruckt wird. Dieses wird dann an die Bücherei geschickt und der Kunde holt sich das dann dort ab. Die Bücher sind bei Veröffentlichung automatisch in Buchplatformen gelistet. Der Ertrag ist meist nicht so riesig. Besonders, wenn jemand das Buch über Amazon bestellt. Da kommen dann nur noch zweifünfzig bei mir an. Über den Epubli-shop ist es etwas mehr.

Hier einmal ein ca. Übersicht:

Taschenbuch ca. 150 Druckseiten, 80 Gramm Papier, veröffentlicht.

Wenn ich das selber als Druck anfordere, kostet das ca. 5,00 € je. (Rabattstaffel ab 25 Stück, 10%). Wenn man das für 10,00€ bei Lesungen verkauft, bleiben 5,00€ übrig.

Über Amazon kriegt man ca. 2,50 € ausbezahlt

Über den Epubli-Shop oder angegliederte Buchplatformen ca. 3,20 €.

Genug der Werbung. Andere Druckdienste funktionieren bestimmt ebenso perfekt. Ich bin offen für andere Erfahrungen.
Warum nicht mit einem Verlag? 

Meine Erfahrung ist, das ich das Gefühl habe, dass Verlage vollkommen überlaufen sind mit Manuskripten und Anfragen. Dick und träge. Ohne Vitamin B, läuft da nichts. Das kann aber jeder selber entscheiden, ob er dort mal anfragt. Aber Vorsicht, dass man nicht, wie oben geschildert, bei einem DKZ-Verlag landet.

Verlage sind zum Teil, wenn man auf die Seiten – Manuskript einreichen – kommt, sehr überheblich und arrogant unterwegs. Ich war mir oft nicht sicher, wer von wem lebt, denn eigentlich sollte ja ein Verlag von eingereichten Manuskripten leben. Eins-komma-fünf Zeilenabstand, nicht mehr als fünfzig Seiten, glauben sie ja nicht, das sie das Manuskript wiederbekommen, wir melden uns in zwei Jahren, wenn überhaupt, meinen sie nicht, das wir noch andere Sachen zu tun haben? Das las sich alles so, als ob da wenig Interesse an meinem Bestseller bestand. Vielleicht war ich aber auch nur bei unprofessionelle Verlagen unterwegs. Ich hatte mich da auch per Mail versucht. Entweder freundlich Abfuhr, das im Moment sowieso nichts zu machen sei. Oder nichts.

Das macht keine Lust zu Schreiben.

Wenn man ein Nischenprodukt hat, macht es Sinn, sich einen Literaturagenten zu suchen. Es gibt Listen, welche Agenturen auf welche Themen spezialisiert sind. Kinderbücher, Fantasie, oder so. Diese melden sich in der Regel sehr schnell, da sie von deinem Erfolg profitieren und bei Annahme bei einem Verlag am Erfolg beteiligt werden. Das wird sehr transparent kommuniziert. Auch wenn das schmerzlich ist, kann das sehr sinnvoll sein, weil diese für die Verlage eine Vorauswahl treffen und auch genauer wissen, bei welchem Verlag das anzubringen ist. Wenn sich ein Agent mit deinem Manuskript bei einem Verlag melden, hat das wesentlich mehr Gewicht und eine größere Erfolgschance. Man landet dann nicht mehr unten im Stapel.

Leider habe ich ein extremes Nischenprodukt, weil ich Kurzgeschichten in Ruhrdeutsch schreibe. Dialekt schwierig anzubringen. Kurzgeschichten unverkäuflich. Meinte man. Schreiben sie doch Fantasie. Leider für mich unbeschreiblich.
Lesungen 

Wie man an der Auflistung im letzten Abschnitt erkennen kann, wird es schwierig mit den Erträgen aus dem Buchverkauf glücklich zu werden. Selbst bei einhundert verkauften Büchern, kommt man gerade einmal auf fünfhundert Euro. Vor Steuer und als Monatsgehalt ist das nichts.

Ich möchte hier als lukrative Alternative, oder Zubrot, auf Lesungen aufmerksam machen. Ich habe in meiner Anfangszeit jede Möglichkeit angenommen, um mich dieser Bühnen-Situation auszusetzen. Ich wollte üben und sicherer werden. Ich bin verschenkt worden und habe auf einem Frühstücksbrunch vor sechs leicht angeschiggerten Damen Sonntags am Frühstückstisch gelesen. Bin bei Freunden auf der Grillparty aufgetreten. Ich habe das gemacht, damit sich das irgendwie potenziert. Bei einer Lesung zwei Empfehlungen, daraus werden vier, usw. Aber es kam auch der erste Honorarvertrag. Es funktioniert. (Wenn Corona nicht wäre.)

Aus meiner Sicht, sollte man, wenn man bekannter wird, in Locations kommen und lesen dürfen, die an die einhundert Plätze haben. Dort kann man drei- vierhundert Euro verhandeln, oder einen Anteil, wenn Eintritt genommen wird. Dazu kommen noch die verkauften Bücher. Da würden mit 5, 6 Lesungen im Monat für den Anfang Spaß machen.

Bei kleineren Lesungen ist die Hutspende durchaus lukrativ. Zudem hat man einen Response, wie man angekommen ist. Es kommen auch mehr Leute, weil der Eintritt frei ist. Man muss nur dem Veranstalter mitteilen, das er mitteilt, vielleicht zur Ansprache, das am Ausgang eine Hutspende erwünscht ist. Ich hatte durchaus bei vierzig Personen einhundertfünfzig im Hut. Freiwillig gegebene Beträge sind zudem steuerfrei. Ich habe das nie verstanden, das jemand zehn Euro in den Hut wirft, anstatt sich für zehn Euro ein Buch von mir zu kaufen. Zudem kaufen dann noch einige ein Buch.

Etwas Lustiges noch:

Nach einer Lesung, wo ich doch eher wenige meiner Bücher verkauft hatte und etwas resigniert meinen Kram zusammenpackt, bemerkte ich, das einhundert Euro in fünf Euro Scheinen im Körbchen lagen. Mein persönliches Postulat ist, das anscheinend meine Kunst in fünf Euro Scheinen gemessen wird. Das, wenn ich einmal berühmt werden, das ich dann immer einen großen Koffer mitbringen muss. Für meine fünf Euro Scheine. Und ich jeden Abend im Geld schwimmen kann. Vielleicht das Gästezimmer irgendwann nur mit fünf Euro Scheinen voll ist, weil die Bank von mir keine mehr annimmt. Es wäre einfach genug.

Es ist ein schönes Gefühl, wenn man im Supermarkt an der Kasse steht und in sein Portemonnaie greift und diese vielen Scheine sieht. Kleine zwar, aber immerhin. Das die eigene Kunst wert ist. Die Verkäuferin mag sie auf jeden Fall.
Lampenfieber bei Lesungen 

Ja, ganz kann man das nicht ganz abwenden, aber etwas reduzieren. Ich werde meist nur kurz vorher etwas nervös. Es ist lediglich eine Einstellungssache. Denn ich habe den Spieß umgedreht. Ich habe mich umprogrammiert! Ich brauche nicht mehr nervös zu sein. Denn ich! werde einen schönen Abend haben, nicht nur mein Publikum. Ich muss das nicht mehr spielen oder so etwas. Denn, es ist so. Ich habe Spaß an diesen Abenden. Das überträgt sich auch auf das Publikum. Ich muss mich ja lediglich auf meine Texte konzentrieren und diese lebendig vortragen. Ich verstecke mich innerlich etwas hinter meinen Texten.

Zudem gibt es eine Sicherheit, die aus Improvisationsfähigkeit entspringt. Mit der Zeit bekommt man alle Situationen serviert. Jemand, der zu spät kommt. Ein Handy bimmelt. Eine Lieblingssituation für mich. Am Besten man ignoriert das, oder man hat einen wirklich lustigen Spruch parat.
Schreibübungen

Übung 1 / Schreibübung

Finde einen Einstieg in eine Geschichte mit einem einzigen vorgegebenen ersten Satz. Die Geschichte braucht nicht perfekt zu sein und sollte wenigstens eine Seite haben, oder so weit gediehen sein, dass du in eine Situation gefunden hast.

Du kannst selber beliebige Sätze nehmen. Am Besten welche, die keinen Bezug haben mit dir oder irgendeiner momentanen Situation. Ein belangloser Satz.

Hier ein paar Vorschläge:

Er sollte also lachen.

Wieso sehen Jeans an meiner Freundin immer besser aus, als an mir?

Kabelsalat, immer nur Kabelsalat!

W
ie immer, waren die Frühstücksflocken aus!


Schau dir den Satz an und wenn du ein Bild dazu siehst, eine Situation, die du beschreiben kannst, dann lege los. Die Geschichte braucht keinen Abschluss und Ende. Wichtig ist nur, das du in den Anfang einer Geschichte findest. Ansonsten nehme einen eigenen Satz, der dir besser liegt.


Übung 2 / Optimieren

Gar nicht so einfach! Schaue dir jetzt deinen Text an und mache einen Kringel um die stärkste Stelle und um die schwächste Stelle.

Die stärkste Stelle bedeutet: du bist dir sicher!

Die schwächste Stelle meint, hier musst du noch nacharbeiten.

Genau das hier ist der kreative Moment, deine Geschichte rund zu bekommen. Es geht darum, die Schwächen aus deinem Text zu bekommen. Vielleicht hast du das wage Gefühl, das etwas nicht ausformuliert ist. Vielleicht hängt etwas. Versuche zu ergründen, was du an der schwächsten Stellen ändern musst. Was unterscheidet beide. Ändere die schlechte, wenn dir etwas einfällt.

Wenn du jetzt einen Kringel um deinen kompletten Text gemacht hast, musst du ihn leider noch einmal schreiben. Oder lege den Text weg und schreibe an einem anderen weiter.


Übung 3 / Wie andere anfangen

Blättere in deinem Bücherschrank und schau dir die erste Seite eines Buches an. Schau, wie andere Bücher anfangen. Wie eine Situation erschaffen wird. Wie scheinbar belanglos das passiert. Meist mit der Aneinanderreihung von banalem, das auf einmal anfängt zu leben. Schreibe selber banale Anfänge.

Hier ein paar Beispiele:

Gregoire Delacourt / Die vier Jahreszeiten des Sommers

Douglas Adams / Per Anhalter durch die Galaxis

Patrick Süskind / Die Geschichte von Herrn Sommer
(„Zu der Zeit, als ich noch auf Bäume kletterte“, ist ein wundervoller erster Satz. Bei Süskind allerdings sehr lang.)