Ich habe mal irgendwo gelesen, dass beim Textschreiben zwei Personen am Werke sind. Zuerst der Künstler, der den Text entwirft. All sein Gefühl hineinwirft. Blut und Tränen. Sein Innerstes entrümpelt und auf den Kopf stellt. Er braucht Ruhe, er braucht die Stimmung, er braucht auch die Idee und er muss den Fluss für den Text spüren. Es muss in ihm sprudeln. Da fließt gelegentlich Rotwein. Da läuft Musik. In dieser Phase, spielt die zweite Person, der Analyst, keine Rolle.
Erst wenn genügend Tränen und Wein über das Papier geflossen sind, kommt er ins Spiel. Dann wird nur analysiert und der Künstler sollte dann mal mit dem Hund raus. Denn er wird dann nicht gebraucht. Dann wird Satzbau geprüft. Dann wird bemerkt, dass der Satz andersherum vielleicht besser funktioniert. Das hier die Zeit nicht stimmt. Der Text unlogisch ist. Das da was fehlt. Das es da so gut ist. Und man es dort noch etwas verstärken könnte.
Gelegentlich schaut der Künstler noch einmal vorbei und schaut sich das noch einmal an. Die beiden dürfen auch diskutieren.
Für die Korrektur gibt es für mich zudem eine dreier Regel, die ich in einem anderen Zusammenhang gefunden habe. Lese deinen Text nach drei Stunden, drei Tagen, drei Wochen wieder. Überarbeite ihn dann jeweils. Mit diesem Abstand findet man einen objektiveren Ansatz und kann seinen Text neu und freier beurteilen. Man findet sofort die Schwachstellen und denkt sich, wieso ist mir das nicht früher aufgefallen? Korrekturen fallen leichter: Oh, klar, das klingt so besser … kritzel … nein, doch besser hier die Worte drehen … kritzel … hier fehlt etwas … kritzel … das versteht ja sonst keiner … kritzel … wie ist er eigentlich von der Küche nach oben ins Schlafzimmer gekommen? … kritzel.
Korrekturen dauern lange. Keiner deiner Texte ist nach dem Schreiben fertig.
Mit den Korrekturen wird sich dein Text eindampfen und reduzieren, wie eine gute Sauce, die eigentlich nur noch wenig ist, aber nun nur noch aus Geschmack besteht. Beim Kochen gibt es immer diesen neumodischen Ausdruck: Geschmacksexplosion. Bei uns heißt dieser: Gedankenexplosion.
Du musst an deinen Text arbeiten, denn nur wenn deine Textsauce gelingt, nimmt er andere mit auf die Reise. Auf deine Reise.